Von lästigen Besuchern
Kürzlich hatte ich eine Kundin mit einem verbreiteten Problem: Sie plagt sich mit irrationalen Grübeleien herum. Immer wieder drängen sich ihr Gedanken auf, die bewirken, dass sie sich wertlos fühlt. Ihr Verstand sagt ihr, wie unsinnig das ist und dass sie keinen Grund hat, derart an sich zu zweifeln. Und dennoch: Es hört einfach nicht auf.
Solch tief sitzende Selbstzweifel haben in der Regel ihren Ursprung in der persönlichen Vergangenheit. Andauernde Entwertungen, eine besonders entmutigende Erfahrung – das kann uns so sehr zusetzen, dass wir fortan beständig an uns zweifeln. Geraten wir dann in eine Situation, die an die Vergangenheit erinnert und ihr ähnelt, sind mit einem Schlag die quälenden Selbstzweifel wieder da. Es ist wie ein Reflex. Auch wenn wir noch so vernünftig denken und uns sagen, dass diese Selbstzweifel nicht zur aktuellen Situation passen – sie stellen sich hartnäckig immer wieder ein.
Dagegen hilft aber eine Strategie: Wir können zwar nicht verhindern, dass selbstentwertende Gedanken entstehen, aber wir können sehr wohl entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Ich empfehle, diese Gedanken gelassen zu registrieren wie einen lästigen Besucher: Man hört ihn zwar klingeln, aber man öffnet ihm einfach nicht die Tür. So können wir auch mit unseren unproduktiven und selbstzerstörerischen Gedanken verfahren. Wir sollten sie registrieren, wenn sie sich bemerkbar machen, aber sie nicht allzu ernst nehmen. Wir können ihnen mit Gleichmut begegnen, sie vorbeiziehen lassen und uns auf produktivere Gedanken konzentrieren. Mit der Zeit werden die Selbstzweifel schwächer und durch positivere Gedanken ersetzt.